Alina Hoppe
Unterirdische Meisterleistung
Automatisierte Roboter und kilometerlange Tunnelsysteme – unter dem USB verbirgt sich ein komplexes System, das täglich Tausende Transporte, etwa von Wäsche, Lebensmitteln und Medikamenten, bewältigt. André Gattlen, Leiter der Transporttechnik, sorgt mit seinem Team dafür, dass alles reibungslos von A nach B gelangt.
Durch Zufall. Ich wollte eine Führungsrolle und landete hier. Als ich die Technik sah, war ich sofort begeistert. Die Anlage ist einzigartig, hochkomplex und vernetzt – eine Herausforderung, die mich seitdem nicht mehr losgelassen hat.
Die Präzision, die es braucht, damit alles funktioniert. Jeder Transport umfasst weit über 100 Signale und Schaltungen – fällt ein Element aus, gibt es eine Störung. Dann beginnt die Fehlersuche. Das ist wie in der Medizin: Der Patient hat nicht nur eine Erkältung, sondern ein unbekanntes Problem. Wir müssen die Ursache finden, das «Immunsystem» der Anlage wieder hochfahren. Parallel dazu modernisieren wir die Anlagen, die zum Teil über 50 Jahre alt sind.
Wenn wir können, bauen wir parallel – eine neue Verbindung wird zum Beispiel erst genutzt, wenn diese voll einsatzbereit ist. Dies erfordert oft Notprogramme im Untergrund. Immer mit dem Ziel, dass der Nutzende nicht merkt, dass unterirdisch gearbeitet wird. Neue Motoren installieren wir nachts oder in ruhigen Phasen. Die meisten unserer Projekte erfordern eine langfristige Planung, zeitweise arbeiten wir Jahrzehnte im Voraus.
Die Modernisierung der Spontantransportanlage – über fünf Jahre hinweg haben wir etwa fünf Kilometer Fahrbahn erneuert und 50 Lifte ersetzt. Dass das so reibungslos funktionierte, war ein grosser Erfolg. Auch die kleinen Dinge im Arbeitsalltag zählen: Besonders schätze ich die vielen positiven Begegnungen im Spital – von langjährigen Kollegen bis hin zu neuen Gesichtern.
In den Siebzigerjahren war das Spital ein echter Vorreiter, als es den automatisierten Transport mit unterirdischen Robotern einführte. Die Anlagen wurden in den letzten Jahrzehnten stetig erneuert. Heute gibt es immer wieder neue Ideen, wie Transportdrohnen oder Roboter auf Stationen – aber oft scheitern diese an praktischen oder rechtlichen Hürden. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, bestehende Abläufe zu optimieren – zum Beispiel mit «Just in time»-Lieferungen oder modernen Trackingsystemen. Mein Anspruch ist es, innovativ zu bleiben, aber nur, wenn diese Innovationen einen echten Mehrwert für das Spital bringen.
Mal sehen, wie lange das Projekt Neubau Klinikum noch läuft. Es weiter zu begleiten, kann ich mir gut vorstellen.

Ein Tunnel mit System – unterirdischer Meilenstein fürs Klinikum 2

Bevor oberirdisch das neue Klinikum 2 Form annimmt, ist darunter bereits ein wichtiges Fundament gelegt: Der neue MTA-Tunnel hat seinen Betrieb aufgenommen – und damit das erste abgeschlossene Bauteil des Grossprojekts geliefert.
Wer am USB ins unterirdische Versorgungssystem eingreift, berührt das Nervenzentrum des Spitals. In diesem «Adernetz» zirkulieren Wäsche, Verpflegung, Medikamente, Verbrauchsmaterial – aber auch Abfälle und sterile Güter. Der Betrieb muss rund um die Uhr zuverlässig funktionieren. Ausfälle sind keine Option.
Engpass wurde zur Chance
Der bisherige Tunnel führte quer durchs Baufeld des neuen Klinikums und stand der baulichen Entwicklung im Weg. «Die Planung war anspruchsvoll», sagt André Gattlen, Leiter Transporttechnik. «Es ging nicht nur um technische Details, sondern um saubere Prozesse, die trotz Bauarbeiten den Spitalbetrieb nicht stören.»
Punktlandung bei laufendem Betrieb
In zwei Etappen entstand der neue Tunnelabschnitt – darunter die zentrale Ost-West-Verbindung, durch die rund 40 Prozent des gesamten internen Warenflusses laufen. Nach sieben Monaten Bauzeit wurde sie im Januar 2025 ans Netz angeschlossen. Währenddessen wurden Transporte provisorisch umorganisiert. Die Einbindung erfolgte punktgenau: An einem Freitag wurden die alten Anlagen abgeschaltet, das Wochenende diente der mechanischen, elektrischen und systemtechnischen Umstellung. Der Zeitplan war minutiös – eine Schicht, fünf Externe, ein USB-Mitarbeiter – um Informationsverluste zu vermeiden. Mit Erfolg: Der neue, teilweise doppelspurige Tunnel legte einen Bilderbuchstart hin.
Zwischen Anspannung und Präzision
«Der grösste Moment der Anspannung war beim Umschalten auf das neue System», erinnert sich André Gattlen. «Wenn das Alte abgeschaltet und das Neue noch nicht bewährt ist, gibt es keinen Weg zurück. Diese Schnittstelle lässt sich nicht proben – man weiss erst, ob alles funktioniert, wenn die Last kommt.»
Wie gelingt ein solch komplexer Umbau im laufenden Betrieb? «Man muss früh erkennen, wen man wann ins Boot holt», so Gattlen. «Wir benötigen Fläche und Steigzonen. Dass wir früh in die Planung für den Neubau vom Klinkum 2 einbezogen wurden, hat sich ausbezahlt. Die Zusammenarbeit mit den Architekten war sehr gut – und entsprechend gut können wir in den neuen Gängen manövrieren.»
Am 5. Mai 2025 wurde der neue MTA-Tunnel vollständig in Betrieb genommen. Für Gattlen ein bedeutender Moment: «Wir haben ein stabiles Fundament geschaffen für das neue Klinikum 2. Darauf kann man aufbauen – ein Meilenstein für den Campus Gesundheit, auf den alle Beteiligten stolz sein dürfen.»
Drei Systeme – ein Ziel
Im neuen Tunnel herrscht geschäftiges Treiben. Drei Transporttechnologien nutzen denselben Raum – jede mit ihrem eigenen Auftrag:
- Die MTA (Mitteltransportanlage) befördert in autonomen Fahrzeugen bis zu 200 Kilogramm pro Fahrt. Täglich finden rund 1000 Fahrten mit insgesamt 70 Tonnen Gewicht statt. Zu den transportierten Gütern zählen Lebensmittel, Verbrauchsmaterial, Wäsche und Entsorgungsgüter.
- Die STA (Spontantransportanlage) an der Tunneldecke bewegt rund 3000 Kisten pro Tag. Sie ist für leichtere, spontane Lieferungen bis 10 Kilogramm zuständig – von Apothekengütern bis zu Patientenessen.
- Die Rohrpost verbindet in hoher Taktung alle USB-Gebäude – mit bis zu 300 Transporten pro Tag. Zwei Drittel des Volumens entfallen auf Blutprodukte, Gewebeproben und Labortransporte. Für sie steht ein Bypass zur Verfügung, falls der Tunnel temporär blockiert ist.



Nachhaltig vernetzt
«Unsere etablierte und gleichzeitig zukunftsweisende MTA-Anlage ist unverzichtbar. Sie ermöglicht eine hoch automatisierte, sichere und ressourcenschonende Versorgung der Stationen. Mit der Einbindung des Neubaus Klinikum 2 profitieren wir campusweit von einer ausfallsicheren Logistiklösung.»
– Christian Abshagen, Leiter Fachstelle Nachhaltigkeit
