Annick Wangler
Zwei Frauen – eine Herzens-Mission
Die Kardiologinnen Dr. Emel (Eliza) Kaplan und Prof. Christine Meyer-Zürn arbeiten gemeinsam daran, Herzerkrankungen bei Frauen besser zu erkennen. Mit einer Frauenherz- Sprechstunde am USB.

Blitzlichter flackern, die Kamera läuft. Prof. Christine Meyer-Zürn und Dr. Eliza Kaplan stehen fokussiert im Scheinwerferlicht. Die beiden Kardiologinnen werden für die SRF-Sendung «Gesundheit heute» interviewt. Denn: Sie haben die Frauenherz-Sprechstunde am USB lanciert, eine der wenigen in der Schweiz.
Tükische Symptome
«Ich erinnere mich an eine junge Patientin», erzählt Meyer-Zürn. Der Herzultraschall zeigte, dass ein Teil des Herzmuskels irreversibel geschädigt war. Die Patientin erzählte, sie habe vor einem halben Jahr Bauchschmerzen, Übelkeit und Schwindel verspürt. Erst eineinhalb Wochen später sei klar gewesen, dass sie eigentlich einen Herzinfarkt gehabt hatte, so die Kardiologin. «Eigentlich atypische Symptome für einen Herzinfarkt. Aber eben nicht bei Frauen.» Darum brauche es die Sprechstunde mit ihrer Kollegin Eliza Kaplan, die einen Teil ihrer wissenschaftlichen Karriere an der renommierten Harvard Medical School absolviert hat. «Wir müssen gewährleisten, dass Herzerkrankungen bei Frauen frühzeitig erkannt und behandelt werden», so die Oberärztin Meyer-Zürn.
Ein starkes Team
Kennengelernt haben sich die beiden Kardiologinnen am USB. Im Austausch miteinander arbeiteten sie daran, die Diagnosestellung für Frauen zu verbessern. «In anderen Ländern, vor allem in den USA, gibt es dafür Frauenherz-Sprechstunden. Diese sind dort erfolgreich, fehlten aber bei uns», so Meyer-Zürn. Gemeinsam entwickelten sie die Idee weiter – mit voller Unterstützung ihres Chefs, Prof. Felix Mahfoud.
Seit letztem Herbst ist die Frauenherz-Sprechstunde etabliert. «Viele sagen: ‚Endlich hört mir jemand richtig zu.‘» Die Sprechstunde richtet sich an Ärztinnen und Ärzte, die Rat bei unklaren Symptomen suchen. «Wir arbeiten interdisziplinär mit der Gynäkologie, der Psychosomatik und anderen Fachabteilungen – für eine ganzheitliche Behandlung.» Auch Verhütungsmethoden und Hormonersatztherapie in der Menopause als Risikofaktor sind Themen.
Präzise Untersuchungen
Kaplan und Meyer-Zürn konzentrieren sich auf spezialisierte Untersuchungen, darunter zwei Messmethoden im Herzkatheter. «Wenn der Therapieplan steht, schicken wir die Patientinnen zurück zu den Zuweisenden», betont Eliza Kaplan.
Beide Kardiologinnen engagieren sich auch in der geschlechtersensitiven Forschung und Lehre, wie zum Beispiel der Herz-Hirn- Interaktion bei Frauen. «Wie schaffen Sie das alles?», fragt die Fernseh-Journalistin. «Wir sind beide positiv und voller Energie», lacht Kaplan. Der Dreh ist im Kasten und die Kardiologinnen sind müde, aber glücklich. Ihr Wunsch? Mehr Bewusstsein für Frauenherzgesundheit – und weniger Frauen mit unerkannten Herzkrankheiten. «Wir würden uns freuen, wenn Frauenherz-Sprechstunden eine Selbstverständlichkeit würden.»