Dr. Schön und Patientin Titelbild

Annick Wangler

Moderne Versorgung überwindet den Röschtigraben

Sprachbarrieren gibt es für die französischsprachige Jurassierin Fabienne Pedevilla nicht. Sie ist wegen komplexer Rückenbeschwerden erfolgreich am USB operiert worden – eine Kooperation zwischen dem USB und dem Hôpital du Jura HJU macht es möglich.

Jura Patientin Fabienne im Wartebereich
Jura Dr. Schön mit Patientin Wirbelsäule
Jura Dr. Schön mit Patientin Behandlung
Fabienne Pedevilla, Sie leben in Porrentruy im Jura und werden wegen Rückenbeschwerden vom Neurochirurgen Dr. Stephan Schön aus dem USB behandelt. Wie ist es, wenn der Arzt nicht gleich um die Ecke praktiziert?

Für mich ist er nah. Basel ist einen Katzensprung entfernt. Und ausserdem ist es ein grosses Geschenk, dass Dr. Schön regelmässig zu uns ans Hôpital du Jura kommt, nach Delémont und sogar bis hierher nach Porrentruy. Er hat auch meine Tochter operiert.

Sie wurden zuerst zweimal in einem anderen Spital operiert, doch die Schmerzen sind geblieben. Dann wurden Sie vom Hôpital du Jura ans USB überwiesen. Wie haben Sie dies erlebt?

Fantastisch. Der Empfang, die Leute haben mir von A bis Z geholfen. Wenn jemand kein Französisch konnte, wurde eine andere Person geholt. Das schönste Erlebnis war die Narkose. Das war «magnifique», das werde ich nie vergessen. Sie haben mich gefragt, ob ich Musik hören möchte. Schon das ist fantastisch. Auf meinen Wunsch haben sie Bohemian Rhapsody von Queen aufgelegt und angefangen, mit mir zu singen. Was wollen Sie mehr. Nach der Operation ging es mir rasch sehr viel besser.

Wo stünden Sie heute, hätte es dieses Angebot nicht gegeben?

Ich wäre einfach selber nach Basel gegangen (lacht). Nein, im Ernst: Diese Kooperation, die man auch noch verstärken könnte, ist unglaublich wichtig. Ich bin dem Hôpital du Jura sehr dankbar, dass sie da mitziehen und uns weiterverweisen, wenn es gewisse Spezialistinnen und Spezialisten braucht.

Sie erwartet möglicherweise gar eine vierte Rücken-Operation. Wie geht es Ihnen damit?

Wenn ich wieder gehen muss, dann gehe ich mit grosser Freude nach Basel. Ich habe grosses Vertrauen in Dr. Schön. Und ich finde den Spitalgarten wunderbar. Dort ist es so friedlich. Sprachbarrieren gibt es nicht für mich. Das letzte Mal habe ich mit einem deutschsprachigen Mann gesprochen. Als uns die Worte fehlten, haben wir einfach angefangen zu zeichnen.

Gesundheitsversorgung über Kantonsgrenzen hinweg

Das USB und das Hôpital du Jura HJU arbeiten in einem einzigartigen Modell der Patientenzentrierten Progressiven Versorgung zusammen. Komplexe Behandlungen erfolgen am USB, während weniger komplexe Fälle wohnortnah im Jura betreut und wenn nötig auch operativ dort versorgt werden. Ärztinnen und Ärzte des USB unterstützen das HJU direkt vor Ort, übernehmen Hintergrunddienste oder beraten ihre Kolleginnen und Kollegen bei komplexen Fällen.

«Gerade beim Thema Wirbelsäule handelt es sich eher um ältere Patientinnen und Patienten und für diese ist es sehr wertvoll, sich vor Ort mit einer Ärztin, einem Arzt austauschen zu können.»
Dr. Stephan Schön, Neurochirurg USB und Hôpital du Jura
Dr. Stephan Schön Portrait

«Hier im Jura kann ich was bewirken»

Dr. Schön Wirbelsäule

Jeden Mittwoch fährt Neurochirurg Dr. Stephan Schön von Basel ins Hôpital du Jura, um Menschen mit komplexen Wirbelsäulenproblemen zu behandeln – und die spezialisierte Versorgung in der Region zu stärken.

«Ich freue mich immer auf die Leute im Hôpital du Jura». Als Dr. Stephan Schön durch die Glastür tritt, wartet seine Patientin Fabienne Pedevilla bereits auf ihn. Vor der Mosaikwand in Grün, Blau und Rot begrüsst sie ihn mit einem Lächeln: «Monsieur Schön, comment allez-vous?» Sie kennen sich seit vier Jahren. «Die Menschen hier sind froh, wenn sie sich mit jemandem austauschen können, der die Region und die Zuweisenden kennt.»

Spezialist für komplexe Fälle

Neurochirurg Dr. Schön nimmt sich Zeit für seine Patientin. «Wie ist es mit den Schmerzen, die ins Bein ziehen?», fragt er und zeigt ihr an einem Modell der Wirbelsäule, was die Beschwerden verursacht. Ihre Rückenprobleme wurden bereits mehrfach operiert. Zu ihm kommen Patientinnen und Patienten, die eine besondere Expertise brauchen. Operiert wird in Basel, doch wann immer möglich erfolgt die Weiterbetreuung im Hôpital du Jura in Porrentruy oder Delémont.

«Es war eine tolle Gelegenheit, als mein Vorgesetzter Prof. Schären vorschlug, das langjährige Jura-Engagement weiterzuführen», erinnert sich Schön. «So bin ich in diese Rolle reingerutscht – nicht wegen meiner Französischkenntnisse», schmunzelt er. «Aber ich finde es eine sehr schöne Sprache.»

Patientenzentrierte Zusammenarbeit

Das USB verfolgt im Jura das Modell der Patientenzentrierten Progressiven Versorgung – Behandlungen erfolgen so nah wie möglich an den Patientinnen und Patienten. Gerade in der Wirbelsäulenchirurgie passt dieses Modell gut. Auch wenn Basel nahe ist, bestehen Sprachbarrieren. «Wichtig ist, dass die Menschen ihr Leid vor Ort mitteilen können – bei jemandem, der mit den regionalen Anlaufstellen vertraut ist», betont Schön.

 

Das Hôpital du Jura fungiert als zentrale Eingangspforte: mit Erstversorgung, Untersuchungen und OP-Vorbereitung. Auch Rehabilitation und konservative Behandlung finden in Porrentruy statt. Der eigentliche Eingriff erfolgt häufig in Basel, danach kehren die Patientinnen und Patienten für die Nachsorge in den Jura zurück.

Erfolgsgeschichten und Herausforderungen

«Es war so schön zu sehen, wie Frau Pedevilla nach der Operation am USB wieder aufgeblüht ist», sagt Dr. Schön.

 

Doch die Zusammenarbeit bringt auch Herausforderungen mit sich. «Es ist administrativ aufwendig, Patientinnen und Patienten an zwei Orten zu betreuen», gibt Schön zu. Dennoch möchte er seine Arbeit im Jura nicht missen. «Hier ist der Bedarf an spezialisierter Behandlung gross, und ich habe das Gefühl, dass ich wirklich etwas bewirken kann.»

Jura Dr. Schön und Patientin Eingang