Text: Rolf Zenklusen, Fotografie: Barbara Sorg
Smarte Helfer im Einsatz
Ein kleines Band am Arm könnte bald den Klinikalltag revolutionieren: Es zeigt alle Vitalwerte auf einen Blick. Patientinnen und Patienten können durchschlafen, ohne wegen Routinekontrollen geweckt zu werden. Ab Februar 2026 starten am USB erste Tests.
«Tragbare Geräte, sogenannte Wearables, eröffnen enorme Möglichkeiten, medizinische Daten kontinuierlich zu erfassen», erklärt Prof. Jens Eckstein, Leitender Arzt der Klinik für Innere Medizin. Im Innovation Lab des USB zeigt er verschiedene Modelle, die er und sein Team über die Jahre getestet haben.
Bereits 2014 entdeckte er die Möglichkeit, Vorhofflimmern über Wearables zu erkennen – heute ein weltweiter Standard. Mit dem «Basler Band» entwickelt der Arzt und Leiter des Innovation Lab mit seinem Team derzeit die Vision eines einzigen Geräts, das eines Tages alle relevanten Vitalparameter erfassen und für Pflege und Ärztinnen und Ärzte sichtbar machen könnte. Das wasserdichte Gerät misst automatisch Blutdruck, Puls, Körpertemperatur, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung im Blut. Ein erstes Testgerät ist bereits im USB eingetroffen. Es ist etwa handtellergross und wird mit einem Stoffband am Oberarm befestigt.
Farbcode statt Routinemessung
Die erfassten Daten gelangen über ein internes, sicheres Netzwerk auf mobile Geräte des Behandlungsteams. Für jede Patientin und jeden Patienten erscheint eine Kachel mit einem Farbcode. Grün heisst: Alles in Ordnung. Bei Rot liegen Unregelmässigkeiten vor, welche die Pflege am Bett überprüfen sollte. Leuchtet die Kachel gelb, liegt ein technisches Problem oder eine Störung im Netz vor: Die Pflege bleibt wachsam, ohne aber Patientinnen oder Patienten direkt aufsuchen zu müssen. «Dieses System würde die Pflege massiv entlasten», sagt Jens Eckstein.
Wearables bieten viele Vorteile. Mit Blick auf die Vitalparameter können Ärztinnen und Ärzte den Gesundheitszustand besser einschätzen, kritische Veränderungen frühzeitig erkennen und damit einzelne Verlegungen auf die Intensivstation verhindern.
Mehr Komfort für Patientinnen und Patienten
Für stationäre Patientinnen und Patienten bringt das Gerät neben genauerer Überwachung auch noch mehr Komfort: Sie können nachts durchschlafen und müssen nicht mehr alle zwei Stunden wegen Routinekontrollen geweckt werden.
Im Patientenzimmer des Innovation Lab legt Prof. Jens Eckstein einem Mitarbeiter erst das Band, dann eine VR-Brille an. Solche Brillen sollen am USB ebenfalls ab nächstem Jahr eingesetzt werden. «Damit können Patientinnen und Patienten kleine Auszeiten erleben – etwa einen virtuellen Spaziergang am Rhein. Das verschafft enorm Erleichterung, besonders für jene, die schon länger bei uns im Spital sind», sagt er.
Daten gut geschützt
«Die Daten bleiben bei uns im Haus», betont Eckstein. Sie werden auf USB-Servern und im elektronischen Patientendossier (EPD, neu: E-GD) gespeichert; Zugriff haben ausschliesslich die Behandlungsteams. Patientinnen und Patienten können das Gerät auch nach Hause mitnehmen; verschlechtern sich die Werte, erhalten sie automatisch den Hinweis, zum Beispiel ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt zu kontaktieren. Diese können benfalls Zugriff auf die Daten erhalten und das System zur Betreuung ihrer Patientinnen und Patienten nutzen.
Im November erhielt das USB die Zusage für die Produktion weiterer Testgeräte. Ab Februar 2026 starten die ersten Tests des «Basler Bands». Die Wearables werden zunächst ergänzend zur normalen Versorgung getestet. Erst wenn ihre Messungen genauso zuverlässig sind wie bei den bisherigen Geräten, werden die Abläufe angepasst. Jens Eckstein hofft, dass in einigen Jahren jede Patientin und jeder Patient am USB ein Wearable tragen wird.