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Text: Annick Wangler, Fotografie: Pino Covino

Volles Haus, klare Sicht

Wie behält man im Gewusel des Notfallzentrums den Überblick? Früher half das Bauchgefühl. Heute zeigt das Kapazitätscockpit in Echtzeit, wie viele Patientinnen und Patienten angekommen sind und welche Massnahmen das Team entlasten.

140 Prozent Auslastung am Dienstagnachmittag: Ein roter Balken im Kapazitätscockpit macht die Situation sofort sichtbar. Für den Fachleiter Pflege, Nicolas Fürer, und das Team im Notfallzentrum bedeutet das Hochbetrieb.

Digitale Unterstützung im Hochbetrieb

In dieser Lage wird ein sogenanntes Crowding ausgelöst – eine Situation, bei der die Patientenzahl die Kapazität des Notfallzentrums übersteigt. Die Pflegefachpersonen sowie Oberärztinnen und Oberärzte beurteilen gemeinsam die Lage und legen Massnahmen fest. «Der Crowding- Rapport verschafft uns Luft, um uns zu ordnen», sagt Nicolas Fürer. Er hat sich in seiner Diplomarbeit mit Crowding auseinandergesetzt.

Jährlich werden im Notfallzentrum rund 57'000 Patientinnen und Patienten betreut. An Spitzentagen sind es über 200 pro Tag, in manchen Stunden werden mehr als 70 Menschen gleichzeitig versorgt. Seit Juni ist das Kapazitätscockpit im Einsatz und zeigt, wie viele Personen aufgenommen, behandelt, verlegt oder entlassen werden können. Es macht zudem sichtbar, welche Gründe zu einer Crowding-Situation führen und wie die Stationen ausgelastet sind. «Ein mega cooles Tool», findet Nicolas Fürer. «Vorher haben wir bei hohem Patientenaufkommen einfach weitergearbeitet. Nun können wir gezielt Massnahmen ergreifen.»

Überblick schaffen – auch in hektischen Momenten

Gerade müssen mehrere Patientinnen und Patienten gleichzeitig stationär aufgenommen werden. Dank dem Kapazitätscockpit sieht das Notfallteam auf einen Blick, ob die Bettenstation Kapazität hat. «Es geht darum, zu zeigen, wie das Notfallzentrum ausgelastet ist: Das Kapazitätscockpit liefert dafür die nötige Übersicht. Die Teams können so schnell und sicher entscheiden», erzählt Nicolas Fürer. Er freut sich, dass die Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen so gut funktioniert. «Besonders an Tagen wie diesen.»

Mehr Zeit für die Menschen

Das Kapazitätscockpit wurde interprofessionell entwickelt – vom integralen Kapazitätsmanagement, dem Data to Business-Team und verschiedenen Fachbereichen wie dem Notfallzentrum. Ziel ist es, Informationen zu Betten, OP, Notfall und Personal zu bündeln und Ressourcen besser planen zu können.

 

Das Patientenaufkommen am heutigen Tag bleibt konstant. «In solchen Momenten zählt jede Minute. Wir verlegen die Patientinnen und Patienten nach der aktuellen Verfügbarkeit», sagt Fürer. Dank dem Kapazitätscockpit ist nun sofort ersichtlich, wo freie Plätze vorhanden sind. Das erleichtert die Arbeit enorm. Gerade an Tagen wie heute: Eine ehemalige Musiklehrerin hat eine Lungenentzündung und muss stationär aufgenommen werden. «Sie hat ein Medikament zur Behandlung erhalten und wir haben ihr Musik über das Radio abgespielt », sagt Nicolas Fürer. So bleibt Zeit für eine andere besorgte Patientin. Diese erzählt, wie gerne sie Schokolade habe. Gemeinsam holen sie ein Branchli aus der Schoggi-Schublade. Das Kapazitätscockpit hilft also nicht nur bei der medizinischen Behandlung. «Es bleibt uns mehr Zeit für das, was wirklich zählt, die sichere und personenzentrierte Betreuung», so Nicolas Fürer. Die Schoggistängeli- Szene zaubert auch anderen Patientinnen und Patienten im Gang ein Lächeln ins Gesicht.